Endlich Zeit für mich! Mein aktives und mein passives Ich im wilden Streitgespräch

zeit fuer mich
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Zeit für mich! Der magische Satz für alle Mütter.

Montagabend in einem kleinen Haus in Südhessen: Während die Kinder Zähne putzen, überlegt mein aktives Ich, was es nachher alles noch erledigen möchte oder was ich mir Gutes tun will. Ich bin voller Pläne und Vorfreude. Zwei Stunden später: Ich liege schlafend auf dem Sofa, meine Pläne sind maximal noch ein schöner Traum.

Dienstagabend das Gleiche. Ebenso am Mittwoch, am Donnerstag… und täglich grüßt das Murmeltier. „Aber schlafen ist toll!“, höre ich mein passives Ich rufen. „Nur mit genügend Schlaf bleibst du ausgeglichen, leistungsfähig und gesund. Und ein frischeres Aussehen würde auch von deinen dunklen Ansätzen ablenken.“ (Ok, Friseurtermin kommt auf die Liste.)

Zwei Herzen schlagen ach, in meiner Brust. Da gibt es die aktive Stimme, die immer so viele Pläne hat und sich darüber ärgert, wenn der müde Körper am Abend mal wieder die Oberhand gewonnen hat. Und die eher gemütliche, die das alles gar nicht so schlimm findet. Einen kleinen Schlagabtausch der beiden und zu welchem Ergebnis sie gekommen sind, kannst du in diesem Artikel lesen.

Zeit für den Partner

Mit mehreren Kindern bleibt im Alltag oft keine Zeit für tiefschürfende Gespräche. Da mein Mann und ich beide arbeiten, dreht sich bei uns vieles um die Organisation diverser Termine – Kinder bringen und abholen, zu Hobbies und Playdates fahren, Arzttermine, Handwerker… der ganz normale Wahnsinn eben.

„Eben! Deshalb freue ich mich auf ein bisschen Paarzeit am Abend!“, ruft das aktive Ich. „Mal ganz in Ruhe quatschen, ein Glas Wein zusammen trinken und Pläne schmieden“, sagt es enthusiastisch. „Du weißt schon, dass der Liebste in 90% der Fälle schon auf dem Sofa schnarcht, wenn du die Kinder endlich in den Schlaf gesungen hast?, fragt das passive Ich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Der Plan ist cool, aber setz dich doch nicht so unter Druck und verschieb die Zeit für den Partner lieber auf regelmäßige Date nights. Bestell die Babysitterin und geht schön essen.“

Irgendwie hat es recht. Regelmäßige Date Nights können Studien zufolge die Beziehungszufriedenheit deutlich verbessern und festigen die Bindung der Partner. Kommt gleich zum Friseurtermin auf die Liste.

Zeit für Sport

„Ich habe nie Zeit für Sport, abends wäre der perfekte Zeitpunkt“, sagt das aktive Ich. „Aber immer kommst du mir dazwischen und ich schaff’s wieder nicht in die Sportecke im Keller. Dabei haben wir die extra eingerichtet, weil bei der letzten Fitnessstudiomitgliedschaft die einzige Bewegung die auf dem Konto war“, fügt es hinzu. „Verstehe ich, aber du bist nun mal nicht der Sport-am-Abend-Typ, hast du das immer noch nicht gemerkt? Ernsthaft? Nach all den Versuchen?“, fragt das passive Ich fassungslos.

 „Mach doch eine leichte Yogasession direkt im Anschluss, wenn du die Treppe runterkommst. Dann kann ich später auch noch besser übernehmen, weil du so entspannt bist, hihi. Und die Sporteinheit mit Crosstrainer, Workouts und Co. verschiebst du halt auf das Wochenende.“

Hm, da hat es irgendwie recht, das passive Ich. Vielleicht finde ich ja einen Kompromiss: Eine halbe Stunde früher aufstehen, um ganz entspannt mit 20 Minuten Yoga in den Tag zu starten. Und die Cardioeinheit verschiebe ich aufs Wochenende. Ich stell gleich mal den Wecker für morgen.

Zeit zur Entspannung

„Manchmal würde ich echt einfach nur super gern die Füße hochlegen und meine Lieblingsserie „The Good Doctor“ mit einem Glas Wein genießen. Aber immer kommst du dazwischen und ich bekomme nie das Ende mit. Ist ein bisschen Fernsehzeit echt so viel verlangt?“, mault das aktive Ich. „Die Serie finde ich auch gut! Aber Alkohol macht mich eben besonders schläfrig. Mit Tee funktioniert’s doch meistens, oder? Überhaupt hast du früher viel öfter Tee getrunken. Erinnerst du dich noch an deine Singlezeiten? Da hast du dich oft abends mit einem Buch und einer Tasse Tee ins Bett gekuschelt, weißt du noch?“

Ach ja, bei dem Gedanken an meine „Mädchenwohnung“ werde ich tatsächlich ein wenig sentimental. Villa Kunterbunt habe ich sie liebevoll genannt, weil in jedem Zimmer ein andersfarbiger Teppichboden lag. Lila im Arbeitszimmer, Türkis im Wohnzimmer und Fuchsia im Schlafzimmer. Die Küche war sonnengelb gestrichen. Und es stimmt, damals habe ich viel mehr Tee getrunken und auch mein Kaffeekonsum war deutlich geringer. Der stieg erst mit Ankunft der Quasselbande, weil ich nach schlaflosen Nächten eben besonders müde war. Ok, passives Ich, Versuch macht klug. Beim nächsten Einkauf werde ich mich mit ein paar neuen Teesorten eindecken. Kommt auch gleich auf die Liste.

Zeit für Hobbys

„Weißt du, was mich besonders nervt? Schreiben ist nun mal meine große Leidenschaft. Genauso wie die Erstellung von neuen Inhalten für Kinderyoga und kreative Dinge, aber immer kommst du mir dazwischen! Nie habe ich Zeit für meine Hobbies!“, motzt das aktive Ich. „Ach come on! Wie kreativ willst du denn sein mit Laptop auf dem Sofa, eingekuschelt in eine Decke vor laufendem Fernseher (ersetze Letzteres wahlweise durch schnarchenden Mann)?“, schießt das passive Ich zurück. „Ist doch klar, dass es höchstens 20 Minuten dauert, bis ich übernehme. Wenn du wirklich was schaffen willst, setz dich an deinen Schreibtisch oder auf die Fensterbank, die du so unbedingt haben wolltest. Da hast du auch einen tollen Blick, der deiner Kreativität bestimmt nochmal einen extra Schub gibt.“

Und wieder einmal hat es recht, das passive Ich. Eine kreative Umgebung zum Wohlfühlen war schon immer mein Traum. Das Einzige, das mich vom Arbeiten auf meiner Sitzbank mit wunderschönem Blick nach draußen abhält, ist die fehlende Lichtquelle am Abend. Wollte ich doch schon ewig nach einer tollen Lampe für die Ecke schauen. Kommt gleich auf die Liste, genauso wie ein großes Kissen für den Rücken.

Wobei man ja nie weiß, wo die Kreativität einen packt. So ist das Ideengerüst für diesen Artikel tatsächlich auf dem Weg zwischen Zahnbürste und Bett mit iPad auf dem geschlossenen Klodeckel entstanden. Kreativität findet die seltsamsten Wege.

Ich habe sie übrigens beide lieb. Mein aktives Ich, mit dem ich so viele coole Dinge erleben und erschaffen kann, und mein passives Ich, das mich daran erinnert, dass Pausen wichtig sind und das für eine gute Balance sorgt.

Und meine Liste, die gehe ich gleich morgen an. Erstmal ruft das Sofa.

Meine Liste:

  • Friseurtermin vereinbaren
  • Babysitterin buchen und Date night planen
  • Wecker 30 Minuten früher stellen
  • Neue Teesorten ausprobieren
  • Gemütlichkeit für die Kreativecke

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