Wandern mit Kindern kann eine tolle Erfahrung sein. Aber was tun, wenn die Stimmung kippt und die Motivation sich beim Nachwuchs dem Nullpunkt nähert? In diesem Artikel erfährst du, was du tun kannst, um zusammen wieder gut gelaunt zum Ziel zu gelangen. Denn wenn man mit offenen Augen durch den Wald läuft, kann so einiges passieren.
“Och nö! Nicht schon wieder wandern!“ Wer kennt ihn nicht, diesen empörten Ausruf des geliebten Nachwuchses. So ging es uns auch während unseres letzten Österreichurlaubs. Nach Ponyreiten, Schwimmbadbesuch und gefühlten tausend Runden „Mensch ärgere dich nicht“ wollten wir Eltern einen kleinen Ausflug zur Klamm machen. Welch Fauxpas, hatten wir doch unsere Töchter erst einige Tage zuvor zu einer kurzen Wanderung auf dem Märchenweg genötigt. Der nebenbei bemerkt aus unzähligen wunderschönen Märchenstationen mit tollen Spielmöglichkeiten bestand und für wirkliche Begeisterung sorgte. Aber das kann man nach drei Tagen durchaus schon mal wieder vergessen haben.
Nach harten Verhandlungen, im Zuge derer wir uns auf drei weitere Partien „Mensch ärgere dich nicht“ am Abend einließen, zogen wir mit der Rasselbande also tatsächlich los. Während wir Eltern die Natur wirklich genossen, hatte unser Nachwuchs nur wenig für die Schönheit der „Wilden Wasser“ übrig.
Die aktive Anni rannte wie immer voraus, was mich an jeder Kurve zu panischen „Anni! Bleib bitte stehen!“-Rufen veranlasste, hatte ich doch am Eingang der Klamm pflichtschuldigst die Tafel mit der Info über schmale Wege und der Aufsichtspflicht der Eltern studiert. Während der Liebste ganz entspannt vorneweg schlenderte (wandern konnte man unsere Art der Fortbewegung nicht nennen), lief hinter mir eine motzende Ida her. Im Schlepptau eine schmallippige Greta, deren Körpersprache mir ganz klar sagte, was sie von dieser Aktion hier hielt. Entspannung war anders.
An diesem Punkt war Wandern mit Kindern leider einfach nur anstrengend und so gar nicht entspannt. Ideen mussten her. Und zwar schnell, bevor ich meine Anspannung mit einem Urschrei in die österreichische Bergwelt hinausrufen würde.
Also griff ich tief in meine Trickkiste – los geht’s!
Wandern mit Kindern – Tipp Nummer 1: Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm
Zugegeben, dieses Laufspiel hat einen noch längeren Bart als Methusalem. Und es hat damals bei mir als Kind schon nicht länger als fünf Minuten funktioniert. Pure Verzweiflung ließ es mich trotzdem versuchen. Spoiler: Meine Töchter fanden es (Überraschung!) circa 5 Minuten gut. Aber hey! Diese fünf Minuten haben zumindest mir viel Spaß gemacht. Es funktioniert denkbar einfach:
Ihr startet mit dem rechten Bein und sagt bei jedem Schritt ein Wort bzw. eine Silbe bis zum Wort Regenschirm. Dann bleibt ihr stehen und macht mit dem rechten Bein eine Vorwärts-, Rückwärts- und Seitwärtsbewegung, die ihr dann mit dem Heranziehen des Beines abschließt. Hier ist der Spruch: „Und 1 und 2 und 3 und 4 und 5 und 6 und 7 und 8, ein Hut, ein Stock, ein Re – gen – schirm, und vorwärts, rückwärts, seitwärts, ran“
Dieser Fortbewegungsstil mag vielleicht von außen betrachtet ein wenig seltsam anmuten, kann aber wirklich Spaß machen. Probiert es aus!
Wandern mit Kindern – TIPP NUMMER 2: DAS GROSSE KRABBELN
Eines vorneweg: Schnell vorwärts kommt man bei dieser Ablenkung nicht, aber zumindest entschleunigt sie und ist auch eine tolle Achtsamkeitsübung für gestresste Eltern.
Es geht um Spinnen, Käfer, Ameisen und Co: diese kleinen Krabbler, an denen wir Großen oft achtlos vorbeilaufen. Aber nicht ich! Zumindest nicht heute! Ich hatte eine Mission. Finde Krabbelgetier, das die Bande beobachten kann, um den Motzfaktor niedrig zu halten! So lief ich also mit gesenktem Kopf durch die Gegend, was mir einige merkwürdige Blicke entgegenkommender Wanderer einbrachte. Egal! Ich musste mich konzentrieren! Und dann sah ich sie: Wuselnde Waldameisen am Wegesrand. Die Kids waren begeistert und vergaßen glatt, dass sie ja eigentlich keine Lust auf Natur hatten. Und auch wir Erwachsenen hatten unseren Spaß, die kleinen Krabbler zu beobachten. Wir haben uns Geschichten ausgedacht und den Ameisen Namen gegeben. Das große Krabbeln war wirklich ziemlich entspannend. Unsere Gelassenheits-Greta hätten wir übrigens neben den Waldameisen zurücklassen und sie auf dem Rückweg wieder einsammeln können. Ich bin mir sicher, dass sie sich keinen Millimeter bewegt hätte.
Pro-Tipp für ein schnelleres Fortkommen: Haltet nach Schmetterlingen Ausschau. Die sind im Normalfall nicht von der Fraktion „Auf-der-Stelle-Bleiber“. Wie viele unterschiedliche Arten könnt ihr entdecken? Bei uns gab es den Zitronenfalter, das Pfauenauge und den kleinen Fuchs, und alle drei weckten als Bonus zauberhafte Kindheitserinnerungen bei mir.
Wandern mit Kindern – TIPP NUMMER 3: FEENHÄUSER
Die Ameisen sorgten nur kurzfristig für gute Stimmung. Nach erneuten Motzattacken kam mir die rettende Idee: Feen gehen immer! Zumindest bei zwei Dritteln der Rasselbande. Aber die kleine Duracell-Anni hatte ja auch kein Problem mit ihrer Laufmotivation, so dass ich mir um das eine Drittel wenig Gedanken machen musste. Und notfalls müssten die Feen halt Drachen retten oder so, das würde schon gehen. Also erstmal zurück zu den Feenliebhaberinnen. Wie fange ich denn jetzt am besten an, ohne dass es den verzweifelten Mutter-macht-jetzt-mal-gute-Stimmung-Anstrich hat? Und dann sah ich es, das perfekte Feengeschichten-Einstiegshaus. Direkt neben mir gab mir das Moos mit seinem märchenhaften Aussehen die perfekte Vorlage. Und davor wuchs auch noch Klee! Besser hätte ich es mir nicht ausdenken können.
Und so fing ich an, die Geschichte von einer Fee namens Glitzerblatt zu erzählen. (Der Mann schlug Waltraud vor, was ihm aber nur ein fassungsloses Kopfschütteln seiner Töchter einbrachte). Glitzerblatt war die Hüterin des Klees und sorgte dafür, dass die Hummeln im Sommer immer genug Nahrung hatten. Ich war mächtig stolz auf mich. Plötzlich deutete Ida aufgeregt in den Wald. Sie hatte noch ein Feenhaus entdeckt, mit Schornstein! Natürlich müssen Feen im Winter auch heizen, das hatte ich ganz vergessen. Und schon fing Ida an, mir das Innere des Hauses genaustens zu beschreiben. Die Besitzerin dieses schönen Anwesens heißt übrigens Glitzerblüte und hat ein rosafarbenes Badezimmer. Und ich dachte schon, meine Hummel-Kleeblätter wären kreativ gewesen.
Für den Rest des Weges versanken wir völlig in unseren Geschichten. Glitzerblüte hatte eine Freundin namens Kleeblatt, die wiederum Besitzerin einer kleinen weißen Katze war. Diese trug einen pinken Pyjama und hieß Rainbowcat, wie mir Greta mitteilte. Der Name war wohl auf der Pyjamatasche eingestickt. Woher Greta das wusste? Natürlich von ihrer heimlichen Beobachtung durch das Fenster, ist doch klar!
Auf einmal sahen wir überall Feenhäuser. Es war magisch und das Kind in mir grinste breit. Feen gibt es eben doch, ätsch!
Und irgendwie konnte mein erwachsenes Ich das nicht verneinen. Manchmal brauchen wir doch alle ein bisschen Feenstaub und Magie, oder?
Für alle, die neben Magie noch mehr sammeln möchten, habe ich hier die Vorlage zu einer Naturschatzsuche. Auf in den Wald!
0 Kommentare